Die Rätsel der bunten Eier

27. September 2017

Es gibt sie zwar längst das ganze Jahr über, aber “Hauptsaison” für gefärbte Eier ist jetzt. Wer sie nicht nur zur Dekoration benutzen, sondern auch verzehren möchte, sollte unsere Hinweise beachten. Denn die meisten bunten Eier kommen aus Käfighaltung, sie können viele Wochen alt und manchmal schon verdorben sein.

Frische Eier – super Kennzeichnung

Frische Eier gehören zu den am besten gekennzeichneten Lebensmitteln überhaupt. Der Stempel auf dem Ei klärt über die Herkunft bis hin zum Bundesland auf und sagt auch, ob die Eier aus Käfig-, Boden-, Freiland oder -Bio-Haltung stammen. Bei Hühnerhaltern, die sich dem Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. angeschlossen haben, lässt sich das Ei sogar bis zum tatsächlichen Hühnerhof zurückverfolgen.

Mit ein bisschen Rechnerei erfährt man auch das Legedatum. Vom Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) 28 Tage zurückrechnen – und man weiß, wann das Ei gelegt wurde.

Bunte Eier – viele Fragezeichen

Bei den gefärbten Eiern, die gerade “Hauptsaison” haben, gibt es diese Informationen nicht. Die Verpackungen verkündigen lediglich, dass es sich um gefärbte Eier handelt, die mindestens bis zum genannten Datum haltbar sind. “Werden die Eier lose angeboten, erfährt man nicht einmal das. Doch auf das MHD bei bunten, verpackten Eiern sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher besser nicht verlassen”, empfiehlt Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen.

Lange Haltbarkeit

Gekochte Eier sind länger haltbar als rohe, zudem werden sie häufig nach dem Einfärben mit Schellack überzogen. Dieser Lack schützt die Schale zusätzlich und lässt die Eier glänzen. Sie können mehrere Wochen lang gegessen werden. Doch sobald sie lose verkauft werden, fehlt die Angabe des MHDs. Welcher Händler behält da den Überblick? Zudem gibt es für den Handel keine Vorschrift, Eier gekühlt aufzubewahren, obwohl dies die Haltbarkeit verbessern würde.

Unappetitliches…

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) untersucht regelmäßig gefärbte Eier. In den letzten Jahren, auch 2016, waren immer wieder Eier bei Ablauf des MHDs verdorben. Das LAVES beschreibt sie als “hefiggärig oder teilweise als faulig im Geruch”. Mehr als ein Fünftel der Eier hatte 2016 Risse und Löcher in der Schale, was das Eindringen von gesundheitsschädlichen Keimen fördert. “Wer die Eier nicht nur zur Dekoration verwenden, sondern sie auch verzehren möchte, sollte dies deutlich vor Ablauf des MHDs tun”, rät Aschmann.

Auch in diesem Jahr laufen wieder entsprechende Untersuchungen, Ergebnisse gibt es bislang nicht.

Tierschutz? Wohl kaum!

Anders als bei frischen Eiern gibt es bei den bunten keine Informationen über die Hühnerhaltung. Es ist aber davon auszugehen, dass der größte Teil aus sog. “ausgestalteter Käfighaltung” stammt. Solche Eier müssten im Handel, wenn sie “ohne Farbe” verkauft würden, mit einer 3 gekennzeichnet werden. Doch sie sind in den Geschäften gar nicht zu finden. Der Grund dafür ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sie nicht haben wollen. “Wer hier auf Tierschutz achtet, sollte auch bei den gefärbten Eiern konsequent sein”, sagt Aschmann “Bunte Bio-Eier kommen nicht aus Käfigen – aber am schönsten sind natürlich selbst gefärbte Bio- oder Freilandeier” findet die Verbraucherschützerin.

Bessere Kennzeichnung erforderlich

“Die Diskrepanz zwischen der Kennzeichnung von frischen und gefärbten Eiern ist frappierend”, kritisiert Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. “Der Gesetzgeber sollte bei bunten Eiern ebenfalls die Kennzeichnung der Haltungsform vorschreiben. Zudem müsste bei auch bei losen, gefärbten Eiern die Angabe des MHDs obligatorisch sein. Die Untersuchungen von verpackten Eiern durch die niedersächsische Lebensmittelüberwachung zeigen jedoch, dass das von den Produzenten angegebene Datum z. T. nicht der tatsächlichen Haltbarkeit entspricht. Hier ist eine realistischere Kennzeichnung erforderlich”, fordert Oelmann.

Quelle: Presse Verbraucherzentrale Bremen e.V.

Anmerkung Sozialticker – ja, mit der werbeversprechenden Osterwelt, haben es die deutschen Eier schon immer locker, leicht und bunt getrieben bzw. unterdrückten gern die wichtigsten Informationen: “Mit ein bisschen Rechnerei erfährt man auch das Legedatum.” Rechnen ? – so etwas wird doch in der Schule schon staatlich abgewählt, daher wäre auf dem Ei die einzige Info von Nöten … wann es denn dem Huhn entglitten ist!?

Kleines Osterrätsel an die Leser des Sozialtickers: “Was macht ein Huhn, nachdem es gescharrt hat?” – mögliche Antworten bitte in die Kommentare. 🙂

Print Friendly, PDF & Email


Weitere Meldungen: