In Berlin sind derzeit 115.816 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen. Eine große Zahl von ihnen sind Minijobber: 27.409 Aufstockende sind nur geringfügig beschäftigt. „Es ist untragbar, dass so viele Menschen in Berlin trotz guter wirtschaftlicher Lage von ihrer Arbeit nicht leben können“, erklärt Doro Zinke, Vorsitzende DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg.
„Ein besonderes Problem sind die Minijobs. Der Minijob ist keine Brücke in reguläre Beschäftigung, sondern eine Klebefalle mit großem Armutsrisiko.“
Besonders für Frauen, die nach der Familienphase wieder arbeiten wollen, würden Minijobs zur Sackgasse. Minijobs böten keine Perspektive auf Qualifizierung und Aufstieg im Beruf. Hinzu komme, dass keine oder nur eingeschränkte Ansprüche für die gesetzliche Sozialversicherung erworben werden und dies oft über viele Jahre. Oftmals klebe das Etikett „Minijob gleich Aushilfe“ an den geringfügig Beschäftigten. Schockierend sei aber auch, dass über 16.000 Berlinerinnen und Berliner trotz Vollzeitarbeit Hartz IV beziehen müssen – das sind rund 15 Prozent der erwerbstätigen Aufstocker in Berlin.
„Es ist deshalb dringend notwendig, dass die zwölf Jobcenter in Berlin sich mehr für die Beschäftigten im Leistungsbezug engagiert“, fordert Zinke: „Wer sich in einer beruflichen Einbahnstraße befindet, braucht mehr Unterstützung statt Druck und Sanktionen.“ Dazu seien mehr Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik nötig, insbesondere Angebote einer beruflichen Qualifizierung müssten weiter voran gebracht werden.
„Wissenschaftliche Studien bestätigen regelmäßig, dass viele Menschen in Minijobs gerne mehr arbeiten würden.“ Für die DGB Bezirksvorsitzende ist deshalb klar: „Unser Ziel ist, dass mehr Minijobs in sozialversicherte Arbeit umgewandelt werden. Der DGB hat dazu Vorschläge gemacht. Arbeit soll ab dem ersten Euro sozial abgesichert werden, damit alle Beschäftigten Ansprüche aus der Renten- und Arbeitslosenversicherung erwerben.“
Zwar ist bundesweit die Zahl der Aufstockenden in den letzten zwölf Monaten geringfügig um rund 50.000 gesunken, ist aber mit fast 1,2 Millionen Betroffenen immer noch sehr hoch. Zum Jahresbeginn 2015 wurden 100.000 Minijobs in sozialversicherte Beschäftigung umgewandelt. „Das geht auf das Konto des Mindestlohns“, sagt Doro Zinke. „Der Mindestlohn wirkt, allen Unkenrufen zum Trotz. Aber auch die Jobcenter müssen sich mehr um die Aufstockenden zu kümmern. Arbeit muss vor Armut schützen und da gibt es noch einiges zu tun.“
Quelle: Presse IG Bau